Montag, 15. Februar 2016

Starbucks, Muskatnuss, Coladosen

Du hinterlässt Souvenirs in meinem Kopf und Herzen
Man lebt jeden Tag, normal, vor seiner Nase sieht man Gewürze, man geht Kaffee trinken, man kauft sich auf die Schnelle eine Dose Cola am Kiosk. Standard. Doch auf einmal beginnt man die Dinge mit einer Person zu assoziieren. Es gibt so viel, das ich mit dir verbinde, wenn ich mich so umschaue. Sogar mein Bett schaue ich manchmal an und erinner' mich daran, wie du drei Mal hier übernachtest hast. Drei mal hast du dir den weiten Weg zu mir in das kleine Solingen gemacht, wo doch hier eigentlich nichts ist, - außer mir. Es kommt mir so surreal vor, mir vorzustellen, dass du auf meinem Sofa lagst, dass du die Pasta gegessen hast, die ich gekocht hatte und sie dir schmeckte, aber du doch gerne etwas Muskatnuss hättest, da du diese magst. Von da an muss ich jedes gottverdammte Mal an dich denken, wenn ich in meiner Küche stehe und auf das Gewürzkästchen schaue, welches direkt auf der Arbeitsplatte steht. 
Wenn ich dich besuchte oder du geschäftlich in meiner Nähe warst, gingen wir am nächsten Morgen immer zu Starbucks, "Kaffee für 1.5 Mio. Euro trinken", wie ich gerne sage. Wie oft bin ich im Starbucks gewesen und habe mir meinen Caramel Macchiato sorgenfrei getrunken? Wenn sie jetzt im Starbucks meinen Namen auf den Becher schreiben, denke ich an die vielen Fotos, die ich im Liebesrausch bei unseren Starbucksritualen schoss, wobei ich auch einmal unsere zwei Becher nebeneinander fotografierte. Kitschig. Aber ich liebte es. Wenigstens waren wir auf den Bildern vereint, wenigstens waren unsere Namen auf einem Bild vereint.
Das alles läuft schon seit Monaten. Monate, in denen mich eine Trauer überkam, wenn ein bestimmtes Lied lief. Calvin Harris "How deep is your love?", ein 0-8-15 Mainstream Chartssong. Doch ich kann mich erinnern, wie er ein paar Mal im Auto lief, als du mich abholtest oder zum Bahnhof fuhrst. Seitdem hörte ich das Lied rauf- und runter und fragte mich, wie tief deine Liebe wohl zu mir sei. Doch deine Liebe ist nicht tief, sie ist viel mehr wie eine Luftmatratze, die lässig auf der Wasseroberfläche im Swimmingpool schwimmt. Manchmal legst du dich auf die Luftmatratze, dann taucht sie etwas ins Wasser, sie wird ein bisschen nass, deine Füße steckst du ein Stückchen ins Wasser. So eine kleine Erfrischung macht dir Spaß. Die Luftmatratze empfindest du als gemütlich,  wozu also tauchen oder schwimmen, wenn man doch locker auf der Wasseroberfläche dahin dösen kann? Wozu was riskieren, wozu vertiefen? "Ist doch alles so gut wie es ist", sagtest du nicht nur einmal. 
Noch schlimmer als die Lieder sind Gerüche. Dein Parfum. Manchmal trugst du auch ein anderes, aber nur bei dem einen überfällt mich dieser Schmerz. Dieser Schmerz in der Brust, wenn man den Duft irgendwo riecht. Das ist dann der absolute und blanke Horror. Ist es nicht erstaunlich, dass das Traurigsein ein wirkliches Ziehen in der Brust bewirkt, also körperlichen Schmerz hervorruft? 
Doch der absolute Superlativ ist alles, was mich daran erinnert, dass du eigentlich eine andere Frau in deinem Leben hast. Eine teure Handtasche, die sie auf einem Foto mit dir trägt oder Städtenamen, von denen ich hörte, dass du sie mit ihr besuchtest. Ich frage mich dann, ob du ihr die Sachen und Reisen gekauft hast oder ob sie auch aus einer reichen Familie kommt, denn „Die Sitte gilt und muss gelten, aber daß sie’s muß, ist mitunter hart.“ Jaja, Irrungen, Wirrungen.
Und so sitze ich hier und schreibe blinde Liebesbriefe, die ich nicht abschicken werde, die mir helfen sollen dich zu vergessen. Doch ich frage ich mich, wie ich dich vergessen soll, wenn selbst Coladosen mich an deinen Kühlschrank erinnern, wenn mein Herz stehen bleibt, wenn ich irgendwo den Namen deines Wohnortes höre, wenn ich Sehnsucht nach deinem Kater habe, wenn ich ein süßes Kätzchen erblicke, und die vielen anderen Souvenirs, die du in meinem Kopf und Herzen gelassen hast, die es mir unmöglich machen dich zu vergessen.


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