Dienstag, 28. Juni 2016

Schmerz ist nicht Liebe

Schmerz ist nicht Liebe


Letztens habe ich einen Artikel bei Vice gelesen, der hieß "Können wir aufhören Schmerz mit Liebe zu verwechseln" und möchte dies auch einmal selber thematisieren.

Ich hatte euch ja schon von dem Liebeskummer erzählt, bei dem ,,man sich am liebsten eine Viggo legen würde, um sich den Rotwein intravenös zu verabreichen und das Gefühl hat 80 Kippen hintereinander zu rauchen, Whitney Houston anschmeißt und überlegt mit dem 683er Bus zur Müngstener Brücke zu fahren." Schön und gut. Passiert uns allen mal. Muss man mal durch: alles rauslassen, kurz reinsteigern, selbst bemitleiden. Aber dies sollte man nicht zum Lebensmittelpunkt machen. Glaubt mir, ich will keinen Moralapostel raushängen lassen, denn ich habe das eine lange Zeit selber gemacht und möchte euch nun meine Erkenntnis dazu schildern und euch sagen: Hört auf mit dem Scheiss!

Du läufst also diesem Typen hinterher, der dich immer wieder wegstößt? Manchmal schreibt er dir, dass er dich vermisst, er trifft sich dann doch mit dir, schreibt dir süße Sachen- und manchmal meldet er sich gar nicht? Antwortet erst nach Tagen? Hat möglicherweise auch andere Weiber am Start? Das hast du zumindest gehört. Es wird wohl auch stimmen. Kann es auch sein, dass er dich fertig macht, wenn ihm danach ist? Dann ist er NICHT der Richtige für dich. Hier kann ich euch nur den Film "Er steht einfach nicht auf dich" zu Herzen legen. Leute, wenn ein Mann euch will, dann meldet er sich, er will euch sehen, er behandelt euch gut und nimmt sich Zeit für euch. Wenn dem nicht so ist, dann liebt er euch auch nicht.

Wir Frauen neigen dazu, jedes Wort, jede Berührung, jedes Komma und jeden Punkt in einer Whatsapp Nachricht analysieren zu wollen. Die Nachrichten von Männern sind anders. Meist sind die Nachrichten nicht meterlange Romane, bei denen man jedes Wort und jedes Satzzeichen auf die Goldwaage gelegt werden muss. Das sollten wir Frauen verstehen. Männer sind nicht so bedacht wie wir Frauen, wenn es um Whatsapp geht. Oft sind es die Frauen, welche sich wie die Mafia verschwören, um die perfekte Whatsapp Nachricht gemeinsam zu formulieren.

Dein Freund und du, ihr habt euch getrennt? Ich erinnere mich an den Liebeskummer, den ich vor Jahren mal hatte, bei dem ich dachte, dass ich ihn nicht überlebe. Das hat man natürlich, wenn man jahrelang sein Leben geteilt hat, am besten noch zusammen gewohnt hat und auf einmal alles vorbei ist. Herzschmerz, traurige Songs, Memes mit depressiven Sprüchen, schmerzerfüllte Hashtags und Lovesongs. Ok, machen wir alle. Wir Frauen brauchen diesen Shit. Aber irgendwann geht es weiter. Wenn man zusammengehören würde, dann wäre man noch zusammen. Wenn er der Richtige wäre, dann hätte er euch nicht verlassen oder ihr ihn. Dieses Rumgeheule und das Selbstmitleid ist auf Dauer auch für eure Mitmenschen eine Last. Man weiß doch eigentlich ganz genau, warum man sich getrennt hat. Es hat nicht mehr gepasst, oder man wurde/oder hat betrogen, belogen, geschlagen, ignoriert, nicht geliebt usw. usw. Aber dann gerade zieht man sich gerne die ,,rosa-rote-Rückblicks-Brille" an und sieht nur noch die tollen Tage der vergangenen Beziehung. Leute, hört auf mit dem Scheiß. Erinnert euch an die Wahrheit! "Ich werde nie wieder so einen finden", "Er war die Liebe meines Lebens" - blahhhhh. Nein, die Liebe eures Lebens würde sich nämlich nicht von euch abwenden.

Es gibt rund 7 Milliarden Menschen auf der Welt und Single sein ist keine Krankheit. Man muss erst lernen, auch alleine sein zu können, mit sich selber klar zukommen, unabhängig zu sein, um eine gesunde Beziehung eingehen zu können. Nach zwei Jahren, in denen ich Single war, merke ich, dass ich bei meiner jetzigen Beziehung meinem Partner seinen Freiraum lasse, sich selbst zu entfalten, dass ich bzw. er mir den Freiraum lässt, mich selber zu entfalten. Das ist wichtig, denn Menschen, welche sich in Beziehungen verlieren und somit ihre Freunde und ihre Hobbies verlieren, werden leer und auch uninteressant für ihren Partner.

Wenn ihr euch mit euren Freunden trefft und nur schlecht über euren Partner redet, euch permanent über ihn aufregt und immer was zu meckern habt, solltet ihr eure Beziehung ebenso in Frage stellen. Natürlich kann man sich mal bei seinen Freunden auskotzen, weil der Freund beispielsweise die Teller mal nicht in die Spülmaschine geräumt hat. Wenn man aber anfängt über die geliebte Person zu lästern, hintergeht man seinen Partner, da man ihm in den Rücken fällt und Leute dazu bringt über die Beziehung zu urteilen, anstatt das Problem unter vier Augen zu klären. Denn eine Beziehung ist doch etwas, das zwischen zwei Leuten passiert und keiner kann sagen, was zwischen diesen zwei Menschen ist, außer die Beteiligten selber. Irgendwann wird das Gemecker für die Freunde auch lästig. Wenn der Freund oder die Freundin so unglücklich ist und so schlecht über den Partner redet - wo ist dann der Respekt vor dem Partner bzw. vor sich selbst? Wenn man schlecht behandelt wird, dann wird es nicht der oder die Richtige sein. Punkt. Aus. Ende.

Wenn ich mir meine verheirateten Freunde angucke, dann sehe ich etwas. Ich sehe Liebe, Respekt, Treue und Loyalität. Alle meine Freunde, die jetzt verheiratet sind und die, von denen, die bald heiraten werden, von denen höre ich NIE ein schlechtes Wort über den Partner. Sie sind glücklich. Sie gehören zusammen und haben sich dazu entschieden. Diese Menschen heulen auch nicht rum, dass sie unglücklich seien oder dass sie schlecht behandelt werden. Im Grunde muss man halt zugeben, dass die die rumheulen (und dazu gehörte ich früher auch), nur keinen Bock haben stark zu sein. Anstatt sich ein Hobby zu suchen, Sport zu treiben, sich mit Freunden zu treffen, ist es leichter, ein Glas Wein zu trinken, dem Ex zu schreiben oder ihn anzurufen und sich selbst zu bemitleiden.

Letztens habe ich einen Artikel über "Passive Beziehungsangst" gelesen. "Immer gerate ich an solche Schweine!" Sorry Mädels, man sucht sich diese Männer oft selber aus. Diese unerreichbaren Machos. Natürlich macht man das unbewusst. Meistens sind das die Männer, die so selbstbewusst sind, Komplimente machen, zu Beginn so männlich wirken und Macht ausstrahlen. Die lieben Männer, die sich regelmäßig melden, nicht direkt mit Schweinereien um die Ecke kommen, finden die Frauen dann "zu nett", aber das Arschloch, welches sich nicht meldet oder euch das Herz gebrochen hat, wird auf ein Podest gestellt?! Hört auf euch schlecht behandeln zu lassen! Wer keinen Respekt vor sich hat, der wird von anderen auch keinen Respekt bekommen. Wer seinen Wert nicht schätzt, wird auch von anderen nicht geschätzt.

Ich kann mir vorstellen, dass sich einige meiner Leserinnen jetzt vor den Kopf gestoßen fühlen und möglicherweise angegriffen fühlen. Aber ich meine es nur gut. Gerade, weil ich selbst so eine Heulsuse war. Für jeden von uns gibt es einen passenden Deckel und ich sollte euch Hoffnung geben, da ich immer rumgeheult hab (habt ihr ja alles hier im Blog mitbekommen) und jetzt meinen passenden Deckel gefunden habe. Meistens passiert das halt, wenn man nicht mehr sucht, wenn man einfach mal gechillt ist. Klar kann man für die Person, die man liebt, kämpfen. Das habe ich auch. Männer brauchen halt manchmal länger, um es zu verstehen. Aber seid euch sicher, dass der Mann es auch Wert ist. Wenn ihr die meiste Zeit eh nur traurig seid, dann ist es nicht der Richtige. Der Richtige macht euch glücklich, bringt euch zum Lachen, liebt euch, trägt euch auf Händen, respektiert und unterstützt euch, so wie mein Mann es bei mir tut. Kein wenn und aber. Und wenn es doch Streit gibt, dann ist dies ein Streit, der nicht zerstörerisch ist und so schnell wie möglich aus der Welt geschaffen wird, weil die Liebe über allem steht.

Ich wünsche euch allen einen guten Partner, der euch liebt, schätzt und respektiert. Der wird auch kommen, da bin ich mir sicher. Aber fangt mit dem Respekt und der Wertschätzung zunächst bei euch selbst an. Ihr seid wundervoll und habt nur das Beste verdient! Verkauft euch nicht unter eurem Wert!

Fühlt euch gedrückt,
eure Gabriele









Donnerstag, 2. Juni 2016

Sag mir, wo die Blumen sind

Ich war letztens auf einem Friedhof spazieren. Das hört sich möglicherweise makaber an, aber es wirkte sehr beruhigend auf mich. Meine Kopfhörer in den Ohren, ließ ich mich von Opernmusik und Liedern von Marlene Dietrich beschallen (,,Sag mir, wo die Blumen sind") und dachte über das Leben und den Tod nach. Mich ließ die Frage nicht los, was mit den Gräbern geschieht, wenn sich irgendwann keiner mehr um sie kümmert, nicht mehr bezahlt. Diese werden, dem Internet zufolge, "eingezogen". Auf einigen Grabsteinen standen Geburts- bzw. Todesdaten aus dem 19. Jahrhundert. Für mich kam die Frage auf, wer diese Gebühr noch bezahlt für Verwandte, die schon so lange tot sind und die man gar nicht mehr persönlich kannte. Wird wohl jemand in 100 oder eher 200, 300 Jahren mein Grab pflegen? Wohl eher nicht. Berthold Brecht sagte einst: „Der Mensch ist erst wirklich tot, wenn niemand mehr an ihn denkt.“ Also sollten wir der Nachwelt doch ein positives Bild von uns hinterlassen, wenn wir sterben oder um es wie Albert Schweitzer zu sagen: ,,Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren von Liebe, die wir hinterlassen,wenn wir weggehen."

Der Tod ist unvermeidbar, jeder von uns muss irgendwann sterben, man kann es nicht verhindern, es passiert so oder so. Ich hatte das Glück, dass in meinem nahen Kreis niemand verstorben ist. Aus diesem Grund möchte ich nicht anmaßend sein und versuchen diese Verluste in Worte zu fassen, da ich glaube, dass kein Maß an Empathie einen so enormen Verlust nachvollziehen kann. Jedoch sollten wir für die Menschen, die so einen Verlust erlitten haben, da sein. Worte, kleine Gesten, Umarmungen können den Schmerz lindern, diesen Personen das Gefühl geben, dass sie nicht alleine sind und jemand an sie denkt in der schwierigen Zeit. Hier möchte ich noch einmal mein Lieblingszitat von Pablo Neruda erwähnen: "Si nada nos salva de la muerte, al menos que el amor nos salve de la vida.”, also „Wenn nichts uns vor dem Tod rettet, so rettet uns die Liebe wenigstens vor dem Leben“.

Wer weiß schon, was nach dem Tod kommt? Niemand. Ob man an den Himmel oder die Wiedergeburt, Nirwana oder Nichts glaubt - das muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich kann mir jedoch nicht vorstellen, dass einem nach dem Tod alle anderen Toten auf der Straße begegnen wie in Sartres "Das Spiel ist aus". Hoffnung ist jedoch das, was uns oft am Leben hält. Hoffnung auf ein schönes Leben, Hoffnung, dass es nicht vorbei ist, wenn wir sterben.

Mit diesem Essay möchte ich betonen, dass wir unser Leben auf Erden doch viel mehr schätzen und unsere Mitmenschen mehr lieben und respektieren sollten. Natürlich kann man nicht jeden mögen, nicht mit jedem befreundet sein, aber man sollte immerhin freundlich miteinander umgehen. Wie oft streiten wir uns wegen Kleinigkeiten mit unseren Liebsten und gehen am Ende getrennte Wege, weil der Stolz sich zu entschuldigen oder sich zu versöhnen einfach zu groß ist? Was wäre, wenn dieser Mensch, mit dem man momentan verstritten ist, morgen nicht mehr da wäre? Würde man sich nicht wünschen die Zeit zurückdrehen zu können, um der verstorbenen Person noch etwas sagen zu können? Im Tagebuch der Anne Frank findet man die Phrase: ,,Tote bekommen mehr Blumen als Lebende, weil Reue stärker ist als Dankbarkeit." Schade, oder?

Guido Westerwelle ist im März 2016 verstorben. Was man von seiner politischen Arbeit hielt, ist jedem selber überlassen. Jedoch möchte ich euch einige seiner Worte zu Herzen legen:

Versöhnt euch, vertragt euch. Bedankt euch bei Kassierern, wünscht einen schönen Tag, lächelt, wenn ihr fremden Menschen auf der Straße begegnet, haltet Türen auf. Seid immer freundlich und höflich. Es sind nämlich diese Kleinigkeiten, die unser Leben lebenswert machen.
Es ist eben nicht alles selbstverständlich. Deswegen solltet ihr vor allem dankbar für das sein, was ihr habt. Ein Dach über dem Kopf, Freunde, Familie und vor allem, dass ihr gesund seid. Wenn ihr jemanden etwas sagen möchtet, dann tut es jetzt und schiebt es nicht auf. Das Leben ist zwar kurz, aber es ist doch soooo schön. Macht das Beste daraus.


Fühlt euch gedrückt,

eure Gabriele